Leo in die WNBA gedraftet, Teil 2/2

Leo zu den Sparks und Emmy zur UCLA - LA wird wohl die neue Heimat für unsere zwei (Ex-)Talente

Wasserburg (von Andy Mayr) - Der Mann am Telefon stellte sich als „Derek Fisher“ vor. Und weil dieser Wirbelsturm an magischen Momenten Samstagnacht irgendwann nach 2 Uhr für viel Verwirrung in Leonie Fiebichs Kopf gesorgt hatte, sprach sie für ein paar Minuten „mit irgend einem Derek Fisher“, ihrem neuen Basketball-Trainer in Los Angeles. Einen klaren Satz in Englisch bekam sie nicht heraus.

Aber das war auch ein bisschen viel verlangt nach einer Nacht, in der die Emotionen mit ihr Jive tanzten. Als das Adrenalin verflossen war, befragte sie eine Suchmaschine nach Derek Fisher und fand heraus: „Oh Shit, das ist DER Derek Fisher.“ Fünf Mal Meister mit den Los Angeles Lakers, treuer Kammerdiener von Kobe Bryant - und ja, seit 2018 auch Coach der Los Angeles Sparks, das Basketball-Frauenteam aus der Stadt der Engel. Willkommen, in Los Angeles.

In der Nacht auf Samstag verteilte die Frauenliga WNBA die besten Jugendspielerinnen auf ihre zwölf Klubs. Diese Talentschau nennen die Amerikaner Draft. Die Dallas Wings wählten die Berlinerin Satou Sabally an Position zwei. Einige preisen sie bereits als die Zukunft des deutschen Frauenbasketballs an. Fiebich hält sie für „Ein Ausnahme-Talent“. Die Draft-Analysten - ihr Job ist ein Handwerk für sich - sagten für Luisa Geiselsöder aus Nördlingen Platz 21 (auch Dallas) voraus. So kam es. Freundin Fiebich rastete in ihrer Wohnung in Wasserburg dermaßen aus, dass sie ihren eigenen Namen, verkündet an der 22. Stelle, überhörte. Nationalspielerin Svenja Brunckhorst und ihre Wasserburger Trainerin Sidney Parsons sprangen neben ihr vom Sofa auf. Getragen von der Gravitation der Freude. Fiebich sagt über die Szene: „Ich war super-überrascht und geflashed und überfordert.“

Einen Platz in Draft-Runde zwei hatte doch keiner orakelt. Außenseiterchancen hatten sie gesagt. Sei froh, überhaupt gezogen zu werden. Fiebich ist erst 20, zwei Jahre jünger als Sabally und die anderen Top-Spielerinnen. Sie hat sich in diesem jungen Alter bereits zweimal das Kreuzband gerissen, eine gewaltige Hypothek im Roulette der Talente. Vier Vereine interessierten sich für die Flügelspielerin, die auf dem Basketballfeld alles ein bisschen kann. Aus New York hörte sie: „Wir wollen dich, können nichts versprechen.“ Atlanta garantierte: „Wir ziehen dich, wissen nur nicht wann.“ Los Angeles meldete sich gar nicht. Erst vier Stunden vor der Draft-Show rief Fisher einmal an. „LA war am unwahrscheinlichsten.“ Die Sparks sehen Fiebich als Zukunftsinvest.

Sie haben genug Stars und Oldies. Im Trainingscamp 2021 muss der Deutschen vieles gelingen, um überhaupt in den Kader zu kommen. Sie braucht Glück. „Es wird sehr hart.“ Fiebichs kleiner Vorteil: Die Stars spielen auf den anderen Positionen. Niemand verlangt von Fiebich, dass sie es im ersten Jahr in die Eliteliga schafft. Bisher haben sowieso nur drei Deutsche in der WNBA gespielt. Marie Gülich, die bislang Letzte, steht auch in Los Angeles unter Vertrag. Beide telefonieren regelmäßig.

Mit Gülich hat sie eine Fremdenführerin gefunden, die es im Kosmos von LA braucht. Die Sparks gleichen einem Ableger der Lakers. Bei  Heimspielen im Staples Center, in dem auch die Lakers und Clippers spielen, schauen 10.000 Fans und immer auch Legende Magic Johnson zu. Candace Parker, Superstar der Sparks, moderiert einen NBA-Podcast. Chiney Ogwumike, noch eine von Fiebichs künftigen Kolleginnen, arbeitet für Fernsehsender ESPN. Die NBA, der große Bruder, unternimmt derzeit alles, um den Frauenbasketball zu fördern. Am Freitag berichtete man im US-Sport über nichts anderes als den WNBA-Draft und Wunderkind Sabrina Ionescu. Das war natürlich der Corona-Dürre geschuldet.

Trotzdem: Solch ein Interesse für Frauenbasketball in den Staaten hat es davor nicht gegeben. Auch der Sport in Deutschland, am äußersten Ende der Randsportarten angesiedelt, will profitieren. „In der Jugend hattest du niemanden, zu dem du hochguckst“, sagt Fiebich. Deshalb eiferte sie Dirk Nowitzki nach. Wenn sie bei Steckbriefen nach einem sportliches Ziel gefragt wurde, wollte sie immer die NBA, also die Männerliga, angeben. „Aber das ging ja nicht.“ Mit Sabally, Geiselsöder und Fiebich wachsen drei potenzielle Stars heran.

Die vierte dürfte in in ein paar Jahren folgen. Emily Bessoir (18) aus München ist Europas größtes Juwel im Jahrgang 2001. Im Herbst wechselt sich an die University of California in Los Angeles (UCLA). Sie hat Fiebich, ihrer Freundin, als eine der Ersten gratuliert und gesagt: „Irgendwann spielen wir gemeinsam in der WNBA."

Foto: Ullbrich (c)

Titelfoto: Eberle (c)

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